Gründer des Kammerchors und Kammerorchesters Wedel
Foto: Autor unbekannt
Heinz Kegel wurde 1925 in eine alt eingesessene Wedeler Familie hineingeboren. Nach der Militärzeit nahm er 1948 das Musikstudium am Klaerschen Konservatorium Blankenese auf, studierte an der Staatlichen Hochschule für Musik in Hamburg, bevor er 1950 als Kantor und Organist in den Dienst der Kirchengemeinde Wedel trat. Es folgten fast 30 überaus fruchtbare Jahre. Er gründete einen Instrumentalkreis an der Volkshochschule, er schuf den Kinder- und Jugendchor und baute die Kantorei auf. 1959 führte die Kantorei unter seiner Leitung erstmals das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach auf. Im Jahr 1960 war Heinz Kegel Mitbegründer und bis 1980 musikalischer Leiter der Jugendmusikschule Wedel. Hier gründete er dann 1967 den „Kammerchor Wedel“. Er leitete nun beide Chöre und brachte mit ihnen 1969 erstmals „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn und 1972 „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms zur Aufführung.
Nach Ende seiner Dienstzeit als Kantor führte Heinz Kegel den „Kammerchor Wedel“ weiter. Nach seinem Tod übernahm im Jahr 2003 Valeri Krivoborodov die Leitung des Chores.
Das Kammerorchester Wedel gründete Heinz Kegel im ebenfalls Jahr 1967 und leitete es bis zu seinem Tod. Seit 2003 ist Stefan Czermak der Leiter des Wedeler Kammerorchesters.
Der Programmzettel des ersten Konzertes, Faksimile, Quelle: Stadtarchiv Wedel
Datum und Adressat dieses Schreibens lassen sich nicht mehr feststellen. Wahrscheinlich hat es Heinz Kegel kurz vor dem ersten Konzert am 21. Oktober 1967 an den Rat der Stadt Wedel gerichtet. Faksimile, Quelle: Stadtarchiv Wedel
„Musik und Gesang bedeutete für ihn stets Fröhlichkeit und Lust am Leben. Er komponierte das Kindermusical 'Zirkus Popoloni', er begleitete immer wieder Inszenierungen am Theater Wedel und faszinierte mehrfach mit Aufführungen der 'Carmina Burana'. Dies sind nur wenige Schlaglichter eines Gesamtwerkes, das zudem eine literarische Seite hatte. Heinz Kegel war wie kein zweiter Kenner von Leben und Werken Johann Rists, dem Pastor und Universalgelehrten, der an der Wedeler Kirche zu Zeiten des 30-jährigen Krieges wirkte. Kegel baute das Rist-Archiv auf, beschaffte alle Werke auf Mikrofilm, erstellte aus ihnen heraus Bücher und erschloss somit für Wedel und den Kreis Pinneberg ergiebige historische Quellen."
( fr ) Hamburger Abendblatt, 06.010.03
Diese Fotografie entstand nach dem Orchesterkonzert am 24. Juni 2003. Sie zeigt Heinz Kegel mit den beiden Solisten des „Concerto für Violine und Violoncello in B-Dur“ von Antonio Vivaldi, Stefan Czermak und Valeri Krivoborodov. Es war das letzte Orchesterkonzert, das Heinz Kegel leitete – am 1. Oktober 2003 starb er nach schwerer Krankheit. Im Rückblick mutet dieses Bild wie eine Stabübergabe an: Nach dem Tod von Heinz Kegel haben Stefan Czermak und Valeri Krivoborodov dessen Werk fortgesetzt und bis heute engagiert weiterentwickelt. Quelle: Stadtarchiv Wedel
Stefan Czermak und Valeri Kriviborodov im Interview mit Monika Thöm
Wann sind Sie Heinz Kegel und dem Kammerorchester das erste Mal begegnet?
Stefan Czermak: Das war 1990, Heinz Kegel brauchte einen neuen Konzertmeister. Zufällig erfuhr er von mir, rief mich an und wir trafen uns. Er war mir sofort sympathisch, ich erlebte die gute Atmosphäre im Orchester und blieb. Mich faszinierte das herzliche Miteinander von Heinz und seinen Ensemble. Für mich bedeutete es auch Integration, denn ich war neu in Wedel.
Valeri Krivoborodov: Ich wurde über Stefan Czermak als Cellist und Solist engagiert. Dadurch
habe ich beide Ensembles kennengelernt. Ich konnte beobachten, wie Heinz mit dem Chor „gekämpft“ hat und das mit so viel Liebe.
Woran erinnern Sie sich vorrangig?
Stefan Czermak: An die private Begegnung mit Heinz. Er war so ein warmer Mensch und wir haben viele schöne Abende erlebt.
Valeri Krivoborodov: Heinz beim Verdi-Requiem; das war eine tolle Leistung und eine runde Aufführung.
Was hat Sie bewogen, die Arbeit Heinz Kegels nach dessen Tod weiterzuführen?
Stefan Czermak: Es wäre schade um das Ensemble gewesen. Wir hatten schon so viel und so intensiv erarbeitet; dieser Erfolg musste einfach fortgeführt werden.
Valeri Krivoborodov: In Chorleitung kannte ich mich nicht aus; ich dachte, ich sollte es einmal probieren. Der erste Versuch war für alle sehr emotional, denn es war das Mozart-Requiem, das
Heinz noch einstudiert hatte. Danach entschlossen wir uns einvernehmlich, weiterzuarbeiten.
Kammerorchester und Kammerchor sind Laienensembles – was bedeutet das für die Probenarbeit
und die Aufführungspraxis?
Stefan Czermak: Laien sind begeisterte Musiker, sie wollen schöne Musik machen. Ich zeige ihnen, wie man dahinkommt, und sie freuen sich, wenn es besser wird. Und ich freue mich, weil ich das Wachstum merke.
Valeri Krivoborodov: Laien lieben die Musik, sie proben engagierter als manche routinierte Kollegen. Sie singen und spielen von Herzen, sind mit Begeisterung dabei.
Welche Werke würden Sie gern aufführen, die noch nicht auf dem Programm standen?
Stefan Czermak: Bisher hat es mit der Programmgestaltung gut geklappt. Die positive Resonanz ist eine fantastische Bestätigung, wenn es heißt, man merke nicht, dass es sich um ein Laienorchester handelt.
Valeri Krivoborodov: Das Verdi-Requiem! Aber dafür müsste der Chor wachsen und sich weiter verjüngen. Wir haben einen erfreulichen Zuwachs an Frauenstimmen, aber es werden dringend Männerstimmen gebraucht.